Neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis standen im Fokus der diesjährigen Polizeipsycholog:innentagung an der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) in Münster. An drei Tagen Anfang Mai wurden empirische Untersuchungen, aktuelle Konzepte und Praxisverfahren zu Auswahl, Ausbildung, Training, Beratung und Begleitung von Führungspersonen in der Polizei vorgestellt und diskutiert. Ein inhaltlicher Schwerpunkt lag auf moralischen Führungsansätzen.

Fachleute aus 15 Bundesländern bildeten sich fort

Die Psycholog:innen aus den Polizeien des Bundes und der Länder sowie weitere interessierte Wissenschaftler:innen tauschten sich zu „Führung in einer Polizei im Wandel“ aus. Ein hochaktuelles Thema, denn Aus- und Weiterbildung sowie Beratung und Begleitung von Führungspersonen, nehmen einen großen Aufgabenbereich der Polizeipsycholog:innen ein. In einer Polizei im Wandel stellt sich die Frage, ob bisherige Ansätze noch ausreichend sind und wie eine Neuausrichtung aussehen könnte und sollte. 

Insgesamt nutzten 49 Teilnehmende die Tagung für einen intensiven fachlichen Austausch. 15 Vortragende aus zehn polizeilichen und wissenschaftlichen Institutionen trugen in fünf thematischen Symposien Impulsvorträge vor. Weitere 32 Teilnehmende aus 15 Bundesländern und zwei Teilnehmende aus den Bundesbehörden diskutierten anschließend die relevanten Themen. 

Führung wird zunehmend anspruchsvoller

„Die Forschung zeigt, dass Werte, Haltungen, Einstellungen und persönliche Tugenden ein zentraler Bestandteil von Führungsarbeit sind“, erklärt Prof. Dr. Andrea Fischbach, Organisatorin der Tagung und Leiterin des Fachgebiet I.4 - Sozial-, Arbeits- und Organisationspsychologie (Öffnet in einem neuen Tab) an der DHPol. „Führungshandeln findet in zunehmend komplexen, uneindeutigen und ungewissen Entscheidungssituationen statt. Mit dieser Zunahme steigt die persönliche Verantwortung jeder Führungsperson. Vor dieser Herausforderung steht auch Führung einer Polizei im Wandel“, so Prof. Dr. Fischbach weiter. Die 15 Vortragenden aus Wissenschaft und Praxis gaben einen Einblick, wie moralische Ansätze von Führung in die Praxis der Polizei übertragen und in der Personalauswahl, im Personalmanagement, bei Beratung und Supervision und in der Organisationsentwicklung umgesetzt werden können. Die Teilnehmenden nutzten ihre Zeit auf dem Campus in Münster-Hiltrup, um diesen Fragestellungen nachzugehen und sich intensiv fortzubilden. Daneben boten zwei Abendveranstaltungen an der DHPol und in der Münsteraner Innenstadt Zeit und Raum für weiteren angeregten Austausch zwischen den Teilnehmenden.

Die Polizeipsycholog:innentagung fand zum zehnten Mal an der DHPol statt und ist die zentrale deutschsprachige Tagung in diesem Themenbereich. Darüber hinaus sind im Rahmen der Tagung insgesamt 16 Beiträge in dem Tagungsband „Führung in einer Polizei im Wandel“ (Verlag für Psychologie in der Polizeiwissenschaft) veröffentlich worden.